Nachdem ich die asia-zone diese Woche einige Male besucht habe, und niemanden in den Foren angetroffen habe – ich habe noch nicht herausgefunden, wann sich die Leute bevorzugt dort aufhalten –, habe ich mich gestern angemeldet, um mir die Profile der Mitglieder ansehen zu können.
In der Anmelde-Maske sind mir einige Dinge aufgefallen bzw. aufgestoßen. Unter anderem muss für das Profilinfo das Geschlecht angegeben werden – ‘Männlich’ oder ‘Weiblein’ (sic!) stehen zur Auswahl. Die Diminutiva ‘Männlein’ und ‘Weiblein’ zusammen und mit einem Augenzwinkern zu benutzen, finde ich persönlich ganz nett; Im Gegensatz dazu finde es haarsträubend, ausschließlich die Frauen mit dem verkleinernden ‘Weiblein’ zu konfrontieren. Vielleicht wäre es interessant auch zu beobachten, wie die Menschen männlichen Geschlechts mit den ‘Weiblein’ in der asia-zone umgehen – und umgekehrt.
Die anderen ungewöhnlichen Informationen im Profilinfo sind die freiwilligen Angaben zu Nationalität, Herkunft und Sprachen – das ist, meiner Erfahrung nach, in anderen Internet-communities (z.B. in Blog-communities) nicht üblich. An den ersten beiden Kategorien lassen sich vielleicht ganz gut erste Beobachtungen und Vermutungen zur Identität (Identitätswahrnehmung, Identitätskonstruktion) der Mitglieder machen.
Von dieser Annahme ausgehend, habe ich mich als nächstes wahllos durch die alphabetisch geordneten Profilüberblicksseiten geklickt. Tatsächlich waren hier aus allen Profilangaben neben dem Nick, dem Wohnort und dem Profilbild auch noch die Nationalität und die Herkunft aufgelistet. Der Unterschied zwischen Nationalität (Staatsbürgerschaft) und Herkunft (Herkunftsort der Familie?) scheint nicht ganz klar zu sein und die Begriffe werden unsicher und offensichtlich häufig synonym gebraucht. Vielleicht zeigen sich hier auch sprachliche Probleme von Leuten deren Muttersprache nicht Deutsch ist, oder aber der Unterschied wird bewusst und spielerisch ignoriert?
Beim Überfliegen der Profile hatte ich den Eindruck, dass die meisten Mitglieder in einer oder beiden Kategorien Vietnam angegeben haben, also Deutsche mit vietnamesischer Herkunft oder VietnamesInnen sind. Andere häufige Nationalitäten und/oder Herkunftsorte sind: China, Thailand und Hongkong, aber auch Deutschland und andere asiatische und nicht-asiatische Länder.
Unter Nationalität und Herkunft stand zudem sehr oft Wörter und Sätze wie: ‘viet-pride’, ‘100% vietpride’, ‘Vietsproduct’, ‘Made in Vietnam’ bzw. ‘Made in Thailand’, ‘100% Original’ und unter Nationalität: ‘Deutsch auf dem Papier’. Auffällig ist auch, dass viele ihre Herkunft in Prozentangaben darstellen – ein Phänomen, das ich aus dem Einwanderungsland USA kenne – oft steht unter Herkunft: 50%deutsch 50%vietnam u.ä., eine Frau beschreibt sich selbst als: „20%viet, 10%russki, 20%thai, 50%ober krass türkin“.
Anhand der Profile lassen sich wahrscheinlich noch interessante, und vor allem genauere, Beobachtungen machen. Wenn aber im Forum weiterhin so wenig passiert, weiß ich nicht, womit ich mich hier beschäftigen soll.
Ich habe den Eindruck, dass der Chat vielleicht das wichtigste Medium der Community ist. Die Statistiken sind zumindest erschreckend genau und verzeichnen hohe Teilnehmerzahlen. (Die Statistiken sind so genau, dass ich den Eindruck habe, eine/r kann nichts im Chat sagen, ohne, dass es im Nachhinein ausgewertet und erneut veröffentlicht wird.) Ich persönlich mag es nicht mit fremden Leuten zu chatten, und wenn ich mir die Messagebox auf der Startseite anschaue, die nach dem Chatprinzip funktioniert, vergeht mir die Lust, mir auch den Chat anzuschauen.
Die Seite asia-zone.de (http://www.asia-zone.de) ist eine deutschsprachige Internet-Community für jugendliche ‘Asiaten’, wobei sich die Bezeichnung ‘Asiaten’ vermutlich auf Jugendliche ost-asiatischer Herkunft bezieht, genau ist die Zielgruppe aber nicht definiert. Die Mitgliedschaft in der asia-zone.de funktioniert über ein Credit-System. Am Anfang eines Monats bekommen Mitglieder ein bestimmtes Kontingent an Credits, die dann für Gästebucheinträge und andere Angebote ausgegeben werden können.
Auf der Startseite finden sich neben Veranstaltungsankündigungen und dem “Fernsehprogramm für Asiaten” auch Nachrichtenbeiträge die von den Mitgliedern selbst geschrieben werden. Diese Berichte können zu verschiedenen Themen verfasst werden – und das in „allen Sprachen“ – und werden mit zusätzlichen Credits belohnt.
Des weiteren gibt es einen Chat und ein rege frequentiertes Forum zu verschiedensten Themen.
Einige Bereiche, wie die Messagebox und die Profile der Mitglieder, sind nur für Mitglieder der asia-zone.de (laut Statistik sind es knapp 11300) einsehbar.
Für die Internet-Community ‘asia-zone.de’ habe ich mich erst nach längerem Suchen entschieden. Da ich selbst längere Zeit in Argentinien und Mexiko gelebt habe, hatte ich anfänglich gezielt nach Seiten für Menschen mit lateinamerikanischem Hintergrund gesucht. Leider bin ich aber nur auf Informationsseiten für Immigranten – also Erste Generation – gestoßen. Meine nächste Suche galt den ‘Nikkei’ bzw. ‘Nisei’ – den Kindern japanischer Einwanderer. Gerade die Tatsache, dass es im Japanischen ein eigenes Wort gibt, mit dem sich die Zweite Generation auch tatsächlich benennt, erschien mir sehr spannend.
Internetseiten für und von ‘Nikkei’ – z.B. die der Asociación panamericana Nikkei unter http://espanol.apn.cl - habe ich aber lediglich für Lateinamerikanische Länder und die USA gefunden, wo die Zahl der japanischen Einwanderer höher ist, als in Europa. Zwei Punkte erscheinen mir auf diesen Seiten problematisch: In erster Linie habe ich mehr Interesse an Anderen Deutschen, als an Anderen Argentiniern oder anderen US-Amerikanern. Mich interessiert, wie Menschen mit einer nicht-deutschen Herkunft in meiner unmittelbaren Umgebung leben und denken. Das zweite Problem an jenen Seiten ist, dass sie, dem Anschein nach, nicht besonders viel zur Interaktion genutzt werden. So sind die Themen im Forum zum Beispiel oftmals älteren Datums und wurden von relativ wenigen Teilnehmern diskutiert.
Letztlich bin ich dann auf die Seite ‘asia-zone.de’ gestoßen, die zumindest diese beiden Kriterien erfüllt. Sie ist für deutschsprachige Jugendliche gemacht und bezieht sich, was Veranstaltungstipps und Fernsehtipps angeht auf Deutschland. Besonders viele Mitglieder kommen offenbar aus Berlin, wo auch ich wohne. Hier könnte sich die Möglichkeit eröffnen auch einmal einen Raum außerhalb des Internets kennen zu lernen Außerdem hat diese Community – zumindest laut Statistik – sehr viele Mitglieder, die die Seite auch nutzen. Bei jedem meiner bisherigen Besuche waren jeweils rund 150 Mitglieder online.
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