feld studie : andere deutsche

mein feld-wochen-buch über die internet-community asia-zone.de

22.7.05

 

muss mal kurz vertrösten


ich bin dabei, ich beobachte, aber ich komme nicht zum schreiben...


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11.7.05

 

„Was ist gut an Deutschland?“

Gute Frage. Könnte man mich auch fragen und ich würde zum Teil ähnliche Antworten geben (ja, das Brot!, das Wetter?!). Trotzdem ist eine wie ich, nicht wirklich angesprochen – die Formulierungen sind so gewählt, dass sich Andere mit einer Außenperspektive über die Deutschen und über Deutschland äußern sollen.

Der Wohlstand in Deutschland wird im Vergleich zu „Schwellenländern“ von einigen besonders hervorgehoben. Der Fragestellerin ist das aber zu allgemein, sie wünscht sich konkretere Beispiele, um „schlauer zu werden“. Unter anderem fragt sie nach dem Spezifischen der „deutschen Kultur“ (und stellt überhaupt sehr suggestive Fragen). Daraufhin wird das Essen positiv hervorgehoben und die deutsche Sprache. Das mit der Sprache findet die Fragestellerin seltsam/ungewöhnlich und ich ehrlich gesagt auch. Ich habe offenbar auch das Vorurteil im Kopf, dass Deutsch für die meisten, die nicht mit dieser Sprache aufgewachsen sind, nach „Hundegebell“ klingt. Genau dieses Vorurteil wird daraufhin explizit revidiert. In Folge entwickelt sich dann eine Diskussion darüber, welche Sprache die „härtere“ sei – Französisch oder Deutsch. Nach und nach melden sich auch BenutzerInnen zu Wort, die sich als Deutsche bezeichnen und – ganz im Gegensatz zu den „AsiatInnen“ – nichts Gutes an Deutschland finden.

Interessant an diesem Thread erscheint mir auch, wie die Fragestellerin klar getrennte Gruppen aufmacht: „Wir“ (die Deutschen), die etwas lernen wollen und „ihr“ (die „AsiatInnen“), die ihr eine andere, vergleichende Perspektive einnehmen könnt. Diese Perspektive wird auch von allen bereitwillig angenommen, selbst die, die sagen, dass sie in der deutschen Gesellschaft geboren und/oder aufgewachsen sind, nehmen diese Außenperspektive an und vergleichen Deutschland mit anderen Ländern, gegebenenfalls auch mit Italien oder anderen nicht spezifizierten Ländern/Regionen(?).

Ein Benutzer bemerkt, dass er zwar hier geboren wurde, sich aber erst einmal an die deutsche Ironie gewöhnen musste.

Unter „Sonstiges“ gibt es einen neuen Thread zu „Angehörigkeit“, der leider noch sehr wenige Antworten hat. Hier beschreibt ein Benutzer sehr detailliert seine Herkunftsgeschichte und seine „Probleme mit der Zugehörigkeit“ sowohl in Deutschland, als auch in verschiedenen asiatischen Ländern und würde gerne Erfahrungen austauschen. Stichwörter sind hier: „halb und halb“ und „keine richtige Heimat haben“; „Asiaten“ werden als „Gleiche“ beschrieben.

Ansonsten wird der „Terror in London“ ziemlich kontrovers diskutiert und in den AZ-News auf der Startseite findet sich ein sehr persönlicher Bericht von einem Benutzer, der zum Zeitpunkt der Anschläge in London war.

In der Singlebörse sucht der nächste deutsche Mann nach „asiatischen Mädels“ – zum asiatisch kochen und Karaoke(!) singen. In einer anderen Rubrik hat eine Frau einen Thread eröffnet in dem sie nach coming-out-Erfahrungen sucht. Beide Threads wurden in den letzten Tagen nicht öffentlich beantwortet.

In der Woche habe ich mir auch einmal ältere Threads angeschaut und habe festgestellt, dass einige BenutzerInnen seit mehr als zwei Jahren im Forum aktiv sind und andere wiederum überhaupt nicht mehr posten, obwohl sie offenbar eine Zeit lang viele Einträge geschrieben haben.



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4.7.05

 

Sommerloch

Sommerloch im Forum. Gerade passiert nicht viel auf der Seite, es gab sogar mal einen Tag keinen einzigen Eintrag im Forum, das ist ungewöhnlich.

Einige ältere deutschsprachige Berichte in den AZ-News wurden in den letzten Tagen erneut auf Vietnamesisch gepostet (ich nehme an, dass das Vietnamesisch ist). Die asia-zone.de funktioniert eigentlich auf Deutsch, aber anscheinend schreiben und lesen einige BenutzerInnen auch gerne ihre „Muttersprache“. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass es auch BenutzerInnen gibt, die nicht so gut Deutsch lesen.

In der Rubrik „Kino, TV & Musik“ bin ich auf einen älteren, zehnseitigen (!) Thread zu „Deutschland sucht den Superstar“ gestoßen. In der Staffel im Winter 2002/2003 hat eine „Asiatin“ (Vanessa) am Wettbewerb teilgenommen und wird hier von (fast) allen Seiten gelobt. Fast allen ist sie aufgefallen und sie finden sie „süß“, „cool“ und „nett“ und freuen sich, dass sie es so weit gebracht hat. Ziemlich schnell wir ein Aufruf gepostet, Vanessa durch Anrufe zu unterstützen, was auf allgemeine Zustimmung stößt.

(Ich zitiere jetzt doch mal an dieser Stelle, weil der Post ziemlich genau die Stimmung im Thread wiedergibt.)

„Asiapower! Laßt uns alle Vanessa durch Anrufe samstags unterstützen! Wann hat schon mal ein Asiate oder eine Asiatin eine so große Chance? Und wenn es jetzt so eine Gelegenheit gibt, dann sollten wir Asiaten/innen zusammenhalten und sie unterstützen, sodaß das Gesamtbild/Image von uns Asiaten/innen noch positiver in der Bevölkerung verankert bleibt! Wer ist alles dabei???“

Mit Verweis auf zwei Artikel im „Spiegel“ wird vermutet, dass die Abstimmungen über die Kandidaten manipuliert werden, das Wort „Ausgrenzung“ fällt an einer Stelle. Es wird auch argumentiert, dass man sie unterstützen sollte, anstatt wegzuschauen und, dass sie Hilfe (die Hilfe anderer „AsiatInnen“) nötig hätte. Noch im Mai 2005 wird betont, dass man auf Vanessa stolz sein könne.

Vanessa scheint ziemlich viel Identifikationspotential zu haben und das alleine schon durch ihr „Asiatin-Sein“, selbst jene, die meinen, dass sie nicht singen könne, sind bereit, sie im Wettbewerb solidarisch zu unterstützen.

Mittlerweile waren schon 68 BesucherInnen auf meinem Feldtagebuchblog, aber bis jetzt wurde nicht kommentiert, was ich schade finde. Andererseits bekomme ich immer einen Schreck, wenn ich eine Mail von der asia-zone.de bekomme, da die immer erst auf den zweiten Blick als Newsletter zu erkennen sind...



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